Peinlich für die Kanzlerin: Vor drei Jahren schmiss sie eine Geburtstagsparty für Deutsche-Bank-Chef Ackermann, nun muss sie die vollständige Gästeliste rausrücken. Genau deswegen hatte Bode den Prozess ja angestrengt. Um öffentlich zu machen, wie eng Wirtschaft und Politik sind.
Ihr Terminkalender, auch das wurde vor Gericht verhandelt, bleibt hingegen tabu. [...]
An diesem Donnerstag fiel das Urteil. Es besagt, erstens: Merkel muss die komplette Gästeliste herausrücken. Bislang waren nur die Namen von 20 Gästen bekannt, darunter Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann, Showmaster Frank Elstner, Siemens-Aufsichtsrat Gerhard Cromme, BASF-Chef Jürgen Hambrecht, Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Zehn weitere Gäste sind – noch – unbekannt. Acht dieser Personen hatten auf die Anfrage des Kanzleramts, ob man ihre Namen herausgeben dürfe, nicht geantwortet, einer abgelehnt und einer lediglich geschrieben: “Ich danke Ihnen für Ihre Anfrage.” [...]
Überhaupt: “Das war ja keine öffentliche Veranstaltung!”, echauffierte sich Regierungsdirektorin Susanne Bunke vor Gericht. Der Saal, gespickt mit Journalisten, hielt sich den Bauch vor Lachen. Genau deswegen hatte Bode den Prozess ja angestrengt. Um öffentlich zu machen, wie eng Wirtschaft und Politik sind. Und um zu klären, wofür der 340.000 Euro schwere Haushaltstitel “Außergewöhnlicher Aufwand aus dienstlicher Veranlassung in besonderen Fällen” geschröpft wird. Schließlich handelt es sich dabei um Steuergelder. [...]
Wäre da nicht eine Vorsitzende Richterin namens Erna Viktoria Xalter gewesen, die auch mal dazwischen ging. Zum Beispiel als Gernot Schiller versuchte zu begründen, weshalb bei der Weitergabe von Merkels Tischvorlage an Bode zwei Seiten geschwärzt wurden. Darin sei es um “die Rolle der Deutschen Bank in der Finanzkrise” gegangen, sagte Schiller. “Dass das in die Vorlage gekommen ist, ist peinlich, aber es gehörte nicht zum Abendessen”, sekundierte Ministerialrätin Jagst. Peinlich? Wieso peinlich? “Das ist nicht nachvollziehbar”, konterte Richterin Xalter. “Das gehört doch zusammen.” “Food Watch”- Anwältin Katja Pink ergänzte: “Das Papier hat doch kein Hilfsarbeiter erstellt.” Nein, es war kein Hilfsarbeiter, das musste schließlich auch Schiller einräumen. Sondern ein Regierungsdirektor, der heute Ministerialrat ist. “Der Karriere scheint das nicht geschadet zu haben”, kommentierte einer der Verwaltungsrichter sarkastisch.
Quelle: Stern