Die in London ansässige Kinderhilfsorganisation Plan International schätzt, dass in dem armen afrikanischen Land Malawi gegen 80?000 Kinder, manche von ihnen erst fünf Jahre alt, jeden Tag bis zu zwölf Stunden auf Tabakplantagen arbeiten. Weil entsprechende Schutzkleidung fehle, nähmen sie über ihre Haut bis zu 54 Milligramm Nikotin pro Tag auf - das entspricht dem Rauch von etwa 50 Zigaretten, wie es in einem am Montag veröffentlichten Bericht heisst.
Die betroffenen Kinder zeigen laut der Studie typische Symptome einer Nikotinvergiftung, beispielsweise starke Kopf- und Bauchschmerzen, Muskelschwäche, Husten und Atemnot. Ausserdem führe die Vergiftung zu lange andauernden Veränderungen in der Struktur und Funktion des Gehirns. Einige der Symptome könnten auch von Pestiziden verursacht werden, denen die Kinder bei der Plantagenarbeit ausgesetzt seien.
Ein Verbot der Kinderarbeit auf den Plantagen sei unrealistisch, räumte ein Sprecher von Plan International in Malawi ein. Die Armut in dem Land zwinge schon die Jüngsten, Geld zu verdienen. Die Organisation appelliert deshalb an die Arbeitgeber, den Kindern die erforderliche Schutzkleidung zur Verfügung zu stellen. In Malawi verdienen vier Fünftel der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt in der Tabakindustrie. - Der Tabakkonzern Philip Morris erklärte, er kaufe Tabak von Lieferanten in Malawi auf, besitze dort selbst aber keine Plantagen. Lieferanten müssten zusagen, keine Mitarbeiter unter 15 Jahren oder dem jeweils gültigen Mindestarbeitsalter zu beschäftigen. British American Tobacco erklärte, das Unternehmen beschäftigte keine Kinder und sei gegen Kinderarbeit. Die Plantagen würden aber nicht kontrolliert. Man werde dem Bericht der Organisation nachgehen.
Quelle: NZZ
Anmerkung Orlando Pascheit: Bei Konzernen wie Philip Morris oder British American Tobacco weiß man, woran man ist, viel tiefer liegt der Ärger über unsere großen internationalen Organisationen wie die Weltbank. Ausbeutung ist eine Seite, die andere fragt nach Entwicklungskonzepten. Es ist für jede Volkswirtschaft mehr als ungesund, wenn ca. 80 Prozent der Devisen über Tabak erwirtschaftet werden. - Auf Druck von IWF und Weltbank hatte Malawi Mitte der 90er endlich die Subventionierung seiner Landwirtschaft eingestellt, - die Märkte regeln sich ja von selbst. Was folgte war der Zusammenbruch der Produktion und eine Hungerkatastrophe im Jahre 2005. Unter der neuen Regierung, Bingu wa Mutharika, wurde über Coupons subventionierter Dünger zur Maisproduktion Verfügung gestellt, Mais ist das Grundnahrungsmittel im Lande. Und siehe da, die Produktion wurde derartig gesteigert, dass Mais nach Simbabwe exportiert und dem „World Food Programm“ der UNO Mais bereitgestellt werden konnte. Das Subventionsprogramm die malawische Regierung kostete 74 Mio. Dollar und brachte etwas das Doppelte an zusätzlichem Ernteertrag. - Die Frage stellt sich, warum eigentlich unsere hochbezahlten Experten von der Weltbank, aber auch von der GTZ nicht auf solche Ideen kommen, sondern in einzelnen Projekten im Bildungs- oder Gesundheitsbereich “rumwursteln”, aber keine Konzepte entwickeln, um elementare gesamtwirtschaftliche Weichen aufzuzeigen.